Qualitätsmanagement in der Medizin

10 Jahre Erfahrung aus dem internistischen Praxiszentrum

DIN Normen, Qualitätsmanagement, Zertifizierung. Was haben diese Begriffe mit der ärztlichen Tätigkeit zu tun? Die meisten der befragten Ärzte reagierten erstaunt, wenn sie erstmals mit diesen Begriffen konfrontiert werden.

Der Patient (lat. patiens, soviel wie Leidender, Duldender) kommt in der Regel zum Arzt mit einem Krankheitsbeschwernis oder Fragen, wie er wieder gesund werden kann. Doch diese prioritären Bedürfnisse sind es nicht mehr allein, die den Gang zum Arzt auslösen.

Die Arztpraxis ist heute zusätzlich eine Anlaufstelle für Gesundheitsinformationen und medizinische Leistungen geworden, die weit über das hinausgehen ,was ursprünglich eine Kassenpraxis ausmachte und von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird.

Der moderne Arzt ist Dienstleister und steht damit vor ähnlichen Problemen wie andere freie Berufe. Er muss mit der rasanten Entwicklung der Technik seines Fachgebietes mithalten, sein Wissen laufend ergänzen und erneuern. Nur so kann er das Informationsbedürfnis nicht nur seiner kranken Patienten sondern auch seiner "Kunden" stillen. Hierzu braucht er ein geschultes Mitarbeiterteam und einen gut organisierten Praxisbetrieb. Betriebscontrolling ermöglicht ihm ein Höchstmaß an persönlicher Leistung, ohne den Überblick zu verlieren oder dass ihm die Zügel der Praxisführung entgleiten.

Ohne Methoden des Qualitätsmanagements wird in Zukunft kein Medizinbetrieb (Arztpraxis und Gemeinschaften, kooperative Praxisstrukturen, und auch der stationäre Bereich) mehr existieren können.

Wir hatten daher in der internistischen Schwerpunktpraxis Dr. Blinzler bereits im Jahr 1999 begonnen, uns mit den Regeln und Prinzipien des Qualitätsmanagements zu befassen. Das japanisches Mudaprogram "vermeide Verschwendung" und "KVP" d.h. "Kontinuierlicher Verbesserungsprozess" sind für unsere Arzthelferinnen zu geläufigen Begriffen mit Inhalt geworden. Der Anfang war leicht. Die wie in vielen anderen Praxen vorhandenen Arbeitsplatzanweisungen und Tätigkeitsbeschreibungen wurden gesammelt und nach einem neu erstellten Funktionsbereichschema der Praxis sortiert; viele Lücken dabei entdeckt und rasch ergänzt. So entstand in wenigen Monaten das Grundgerüst eines Praxishandbuches.

So gehörten wir bundesweit zu einer der ersten Praxen mit einem QM-System, lange bevor es gesetzliche Pflicht wurde. Die erste Zertifizierung nach DIN ISO 9000 erfolgte zum 7.1.2001 durch die LGA Intercert Nürnberg.

Der Hauptgewinn war für den laufenden Praxisbetrieb, dass sich Ärzte und Personal rasch ohne es sofort zu merken, in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess befanden. Ein Vorteil, der bei externer Erstellung eines Praxishandbuches nicht eingefahren werden kann.

Ärzte und Helferinnen lernen, ihrer Rolle im Praxisteam zur Optimierung der ärztlichen Tätigkeit gerecht zu werden. Der Arzt merkt, dass er viel leichter Aufgaben delegieren kann und trotzdem den Überblick behält. Die Praxisorganisation wächst ihm nicht mehr über den Kopf, er kann wieder mehr Arzt sein. Auch die Patienten merken dass ein frischer Wind in der Praxis weht. Und die Helferinnen können mit neuen Ideen die Patienten überraschen.

Die neu gelernte Form der Zusammenarbeit ermöglicht weniger Verschwendung an Arbeitszeit der Ärzte und Helferinnen.

Wir Ärzte sind Experten auf unserem Gebiet, sollten aber einsehen, dass Qualitätsmanagement ebenso ein spezielles Tätigkeitsfeld ist, das Ausbildung und Erfahrung braucht. Um die Methoden in der Arztpraxis einzuführen, geht es nicht ohne professionelle Unterstützung. Wir beschäftigten eine externe auf Stundenbasis engagierte Fachkraft. Sie schulte unser Personal fortlaufend und hielt mit den Ärzten Kontakt. Gemeinsame mit ihr durchgeführte Teambesprechungen, ca. vier pro Jahr, stellten das gesamte Praxisteam mit Ärzten ihrem kritischen Blick. Betriebsblindheit wird damit vorgebeugt, manche gute Idee damit aber auch einer ersten Kritik ausgesetzt.

Wir können dieses Vorgehen für jede Praxis, erst recht für größere Gemeinschaften , Ärztehäuser und Gesundheitszentren empfehlen.


Inzwischen sind über 10 Jahre vergangen, interne und externe Audits eine Selbstverständlichkeit geworden.

Weitere qualitätsfördernde Aktivitäten

Die Fußambulanz ist nach den Vorgaben der Deutschen-Diabetes-Gesellschaft zertifiziert.
Regelmäßiges Angebot von Einzel- und Gruppenschulungen für Patienten mit Hochdruck und Diabetes mellitus.
Qualitätssicherung Ultraschall der Kassenärztlichen Vereinigung.

Vom Bestehen der Prüfungen ist abhängig ob das Honorar für diese Leistungen ausbezahlt wird.

Zu einem erfolgreichen Qualitätsmanagement gehören auch die regelmäßige Fortbildung der Ärzte (Zertifikat der Bayer. Landesärztekammer), sonst kann der Arzt seine Zulassung verlieren, und der Mitarbeiterinnen, wiederholte  Patientenbefragungen, und die Zusammenarbeit  bevorzugt mit zertifizierten stationären Einrichtungen.