< Das Facharztzentrum Obere Stadt Kronach erweitert sein medizinisches Leistungsangebot
25.04.2012 19:20 Alter: 12 Jahre
Von: Interview von Frau Veronika Schadeck (Neue Presse und Fränkischer Tag, Kronach)

Ärztlicher Dienst in der Feuerwehr


Erster Gerätewagen für die Unfallrettung 1970 (Quelle: FFW Kronach)

Erster Gerätewagen für die Unfallrettung 1970 (Quelle: FFW Kronach)

Übergabe des ersten Rettungsspreizers der Firma HURST am 08.07.1975 (Quelle: FFW Kronach)

Übergabe des ersten Rettungsspreizers der Firma HURST am 08.07.1975 (Quelle: FFW Kronach)

Dr. Manfred Blinzler,
Träger des silbernen Ehrenzeichens des Bayer. Staates für 25 Jahre  aktiven Dienst , erinnert sich.

Dr. Manfred Blinzler ist mit Leib und Seele Arzt. Viele kennen ihn aus seiner Praxis im Facharztzentrum in der oberen Stadt. Nicht alle wissen, dass das Herz des Facharztes für Innere Medizin auch für die Feuerwehr Kronach steht. Seit Jahrzehnten leistet er dort ärztliche Hilfe. Ein Grund mit ihm über seinen Dienst bei der Feuerwehr zu sprechen.

Noch vor der Einführung der Notarztbereitschaft durch das Bayerische Rettungsdienstgesetz 1980 waren Sie nahezu bei jedem Einsatz der Feuerwehr mit dabei. Warum?

Für mich als Arzt ist es vordringliche Aufgabe, anderen Menschen Hilfe zu leisten. Als ich nach der Facharztausbildung nach Kronach kam, gab es noch keine Notarztbereitschaft. Das bedeutete, dass man sich auf eine zufällige Anwesenheit eines Arztes am Unfallort verlassen musste, beziehungsweise einen ortsansässigen Arzt rufen musste. Also meldete ich mich bei den Kameraden, um möglichst bei jedem Einsatz mit vor Ort zu sein, um schnellstmöglich Hilfe leisten zu können.

Wie kam es zur Einführung der Notarztbereitschaft?

In unserem Landkreis war rückblickend der Freitag, 25. März 1966 ein denkwürdiger Tag. Kurz vor Mitternacht kam ein mit vier Personen besetztes Fahrzeug am Breitenloher Berg von der Straße ab und prallte gegen einen Straßenbaum. Drei der Insassen konnten aus dem Autowrack befreit werden. Der Fahrer war jedoch eingeklemmt, so dass die Feuerwehr – erstmals zur Hilfe gerufen werden musste. Die Leute sahen sich mit einem vor Schmerzen schreienden Verletzten konfrontiert. Diese für Alle unbefriedigende Situation veranlasste die Verantwortlichen, insbesondere Kommandant Georg Hugel zu überlegen, was verbessert werden kann.

Das heißt, der Allgemeinarzt und Oberstabsarzt der Res. Dr. Med. Friedrich Männlein war seit 1966 für die Freiwillige Feuerwehr tätig. In Kurse und Lehrgängen schulte er die Wehrmänner in Erster Hilfe, bereitete sie auf gesundheitliche Schäden vor und schulte diese auch, mit Extremsituationen umzugehen. Erst im Jahre 1976 wurde die regelmäßige freiwillige Notarztbereitschaft bei der FFW Kronach als einzige im Landkreis eingesetzt.

Das bedeutete?

Der Gerätewagen der Feuerwehr bekam eine Notarztausrüstung eingebaut. Notfallkoffer und medizinische Ausrüstungsgegenstände wurden mit Hilfe von Spenden und aus Eigenmitteln der Feuerwehr angeschafft.

Was bedeutete das für Sie?

Nun, in den folgenden Jahren wurde die Feuerwehr Kronach immer mehr zur Unfallrettung gerufen. Die Ausbildung der Feuerwehrleute musste auf das Thema „Medizinische Hilfsmaßnahmen“ ausgedehnt werden. Ich fuhr also Notdienst und unterstützte mit meinem Wissen auch diese Ausbildungsmaßnahmen.

Als weitere Aufgaben hinzukamen, wie beispielsweise die Einführung des Atemschutzes, die Einrichtung der Atemschutzübungsanlage im Jahre 1985 im Feuerwehrhaus Kronach brachte dies für die Feuerwehr weitere Verpflichtungen, die letztendlich auch meine ärztliche Verantwortung mit einschloss.

Was bringt das Jubiläum für Sie?

Ich bin überzeugt, dass dieses Fest den Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben wird. Das Fest bedeutet für mich aber auch Erinnerung und ist Pflicht, weiterzumachen. Ich bin auch ein klein bisschen stolz, dass die Freiwillige Feuerwehr Vorreiter beim Rettungsdienst war, der letztendlich im bayerischen Rettungsdienst-Gesetz 1980 landesweit seine endgültige Form fand.

Wenn sie zurückblicken….

….. dann bin ich auch stolz,  dass die Zusammenarbeit der Feuerwehr mit dem BRK hervorragend funktioniert. Nicht Konkurrenz, sondern Ergänzung bei den Hilfsmaßnahmen zeichnen die Männer aus.

Es werden auch gemeinsame Ausbildungsveranstaltungen durchgeführt, bei denen ich so oft ich kann mit vor Ort bin. Und noch etwas hat sich bewährt: Durch den intensiven Kontakt wurden Barrieren abgebaut. Die Feuerwehrmänner sehen in mir einen Kameraden. Sie sind rasch bereit, sich zusätzliches Wissen anzueignen.

Was bereitet Ihnen Sorge?

Obwohl ich viele Jahre im Rettungsdienst tätig gewesen bin und einiges gesehen habe, geht kein Unfall spurlos an mir vorüber. Vor allem, wenn man eingestehen muss, dass jegliche menschliche Hilfe zu spät kommt. An einem Jahr in den 80er Jahren wurden über 30 meist jugendliche Unfalltote im Landkreis registriert. Das war auch schlimm für mich. Deshalb fordere ich alle Beteiligten auf, durch Schulungen, Aufklärung und Warnung die Jugend und eigentlich jeden Kraftfahrer für ein umsichtiges Verkehrsverhalten im Straßenverkehr zu sensibilisieren.