Venenleiden

Venenleiden sind eine Volkskrankheit.  Die Fachärzte in unserem Zentrum untersuchen und beraten Sie gerne.

Technische Ausstattung:

  • Gefäßdoppler
  • Ultraschalldoppler- und Duplexverfahren der Gefäße
  • Labortest

Interview mit Dr. med. Manfred Blinzler, Internist, zum Thema:

„Reisethrombosen nicht unterschätzen! – Aufklärung der Patienten notwendig“

(Abdruck in Medical trib)

Seit der Berichterstattung in der Tagespresse und in den auflagenstarken Magazinen über die Todesfälle durch Lungenembolie nach Langstreckenflügen – dem sog. „Economy-Class-Syndrom“ – ist das Thema der „Reisethrombose“ in aller Munde. Es ist ein interdisziplinäres Thema und ein aufklärungsintensives dazu:

Dr. med. Manfred Blinzler, niedergelassener Internist aus Kronach, gibt in dem folgenden Interview Hinweise, wann und unter welchen Umständen mit Reisethrombosen gerechnet werden muß und wie der Hausarzt seine Patienten aufklären und ggf. prophylaktisch behandeln sollte.

? Schockierende Berichte in den Medien haben das sogenannte "Economy-Class-Syndrom" in die Öffentlichkeit gebracht und damit zahlreiche Urlauber und Fernreisende verunsichert, die nun Angst vor einer Reisethrombose oder gar einer Lungenembolie haben. Ist diese Furcht berechtigt?

Besorgte Kurzurlauber und Fernreisende fragen, mit Recht immer mehr, wie sie sich vor solchen gesundheitlichen Schädigungen schützen können. Aus der Laiensicht sollten sich Reisende grundsätzlich die Frage stellen: "Gehöre ich zu einer medizinischen Risikogruppe, muß ich besondere gesundheitliche Maßnahmen für meine Reise einplanen?"

? Bei welchen Reisen aber ist erhöhte Aufmerksamkeit angezeigt und kann überhaupt ein Patient als thrombosegefährdet herausgefiltert werden?

Diese Frage ist berechtigt, denn nicht nur Fernreisen, selbst innereuropäische Reisen können zunehmend mit gesundheitlichen Gefährdungen verbunden sein. Zur Planung eines Reisevorhabens gehört neben der sorgfältigen Zusammenstellung der Reiseroute und der finanziellen Planung auch eine Checkliste "Gesundheit". Doch wer weiß schon wirklich, ob er zu einer Risikogruppe für Thrombosen gehört. Gerade wenn bisher keine ernsthaften Erkrankungen vorlagen oder auch kein Check-up regelmäßig beim Hausarzt durchgeführt wurde.

Prinzipiell gefährdet sind Reisende bei langen Reisezeiten (über 3 Stunden), egal ob Flug-, Bahn- oder Busreise. Auch lange Autofahrten gehören dazu. Bei Interkontinentalreisen ist zu berücksichtigen, dass binnen kurzer Zeit ein enormer Wechsel von Klima und Umwelt erlebt wird. Deshalb sollten sich auch bisher gesunde Reisende vor größeren Vorhaben mit ihrem Hausarzt in Verbindung setzen.

? Wie kann der Hausarzt beim „Risikoscreening“ vorgehen?

Besonders gefährdet sind natürlich die Hochrisikopatienten: wer bereits eine Beinvenenthrombose oder gar Lungenembolie durchgemacht hat, oder auch nach einer ischämischen Herz- oder Gefäßerkrankung wieder hergestellt ist. Gefährlich wird eine Kombination mit weiteren Risikokrankheiten, wie Ödemneigung bei Herzinsuffizienz, auch nach erfolgter Diuretika-Therapie, Stoffwechselkrankheiten (z.B. Diabetes mellitus), aber auch Raucher mit Übergewicht. Ein potentielles Risiko entsteht bei prädisponierenden Faktoren mit Hinweisen auf thrombembolische Erkrankungen in der Familienanamnese oder bei angeborenen Gerinnungsstörungen. Hier ist besondere Vorsicht geboten, ebenso bei Gipsverbänden an den unteren Extremitäten, bei Einnahme der Pille und Rauchen.

? Wie sollte der Hausarzt seine Patienten aufklären und wann evtl. vorbeugende Maßnahmen einleiten?

Gefordert ist zunächst der Hausarzt, der seinen Patienten in der Regel lange genug kennt, ihn mehrmals jährlich zu Gesicht bekommt und dabei von seinen Reisegewohnheiten erfährt. Seine originäre Aufgabe ist es, vor der geplanten Reise den Patienten so aufzuklären, daß dieser rechtzeitig mit ihm Kontakt aufnimmt, nämlich schon bei der Reiseplanung. Gut geführte Patienten des Hausarztes haben z.B. einen kompletten Impfpass, mit regelmäßiger Auffrischung der üblichen Impfungen. Bei diesen regulären Impfkontakten ist es dann sehr einfach, die geplanten Reisevorhaben in den Impfplan mit einzubauen und die Patienten so termingerecht zu versorgen.

? Welchen Stellenwert hat die medikamentöse Prophylaxe der Reisethrombose und wann reichen Bewegungsübungen aus?

Eine wesentliche Bereicherung in der Prophylaxe und der medizinischen Therapie thrombembolischer Erkrankungen ist die Behandlung mit niedermolekularem Heparin. Natürlich sollte - unabhängig vom Fortbewegungsmittel - bei langen Reisen, die mit Immobilisierung der Teilnehmer verbunden sind, auf ausreichende Bewegungsübungen im Verkehrsmittel bzw. in den Fahrpausen hingewiesen werden. Ebenso sollte reichliche Flüssigkeitszufuhr selbstverständlich sein, was viele Reisende leider nicht beachten. Der Fluggast z.B. muß auf die besonders niedrige Luftfeuchtigkeit in den Flugkabinen aufmerksam gemacht werden. Denn die während der Reise auftretende Hypovolämie führt zu einem erhöhten Thromboserisiko auch bisher unauffälliger Personen. Dem kann durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr, natürlich ohne Alkohol, begegnet werden.

Ich kläre in meiner Praxis grundsätzlich alle Risikopatienten, sowohl die potentiellen, als auch die Highrisk-Patienten, vor jeder Reise hinsichtlich der Möglichkeiten einer Prophylaxe mit niedermolekularen Heparinen auf. Die Patienten sind in der Regel dankbar und nehmen diesen Rat gern an. Viele Patienten injizieren sich selbst. Die neuen Therapieprinzipien der niedermolekularen Heparine und deren problemlose Handhabung in Dosierung, Applikation und Verträglichkeit erleichtern die Indikationsstellung zur prophylaktischen Behandlung. Ökonomischer als die Therapie einer Thrombose ist diese Prophylaxe auf jeden Fall.

Zunächst sollten erkennbare Krankheiten, die Kontraindikationen für Risikoreisen darstellen, ausgeschlossen werden. Sofern nicht bereits eine Krankheit vorliegt, die die Reise verbieten würde, erfolgt die Heparinprophylaxe nach einem einfachen Schema:

Ein Tag vor der Reise, während der Reise und ein Tag nach Erreichen des Reiseziels Clexane 20 mg subcutan. Der Patient wird eingewiesen, wie er die Prophylaxe selbst durchführen kann. Mancher Patient hatte bereits von früheren Behandlungen her noch die „Thrombosespritze“ gekannt.

So können unbeschadet selbst Reisende, die bereits eine Thromboembolie durchgemacht haben, längere Flugreisen ohne Komplikationen überstehen und sich am Fernurlaub erfreuen.

? Welche Tipps kann der Hausarzt seinen Patienten mit auf die Reise geben?

Zur einer guten Praxisführung gehört es, seine langjährigen treuen Patienten über die Möglichkeiten der Prophylaxe vor thromboembolischen Erkrankungen bei Fernreisen aufzuklären. Die reine Prophylaxe ist nicht als Leistung der gesetzlichen Krankenkasse abrechenbar, bei Risikopatienten natürlich schon. Wir sollten aber unseren Patienten alle Möglichkeiten der modernen Medizin anbieten. Eine gute hausärztliche Betreuung bedeutet auch, den Impfstatus auf dem aktuellen Stand zu halten und den Patienten so zu führen, dass es bei „Last-Minute-Reisen“ nicht zu einer „Last-Minute-Impfung“ kommen muß oder gar zu lebensbedrohlichen Komplikationen, die bei rechtzeitiger Prophylaxe hätten vermieden werden können.